Protein heimisch erzeugen – nur wie?
03.08.2021
2 Min. Lesezeit
Jeder kennt die Problematik um die Kraftfutterbasis Soja: das zu großen Mengen aus Südamerika importiere Sojaschrot wird häufig auf Kosten von Wäldern in den produzierenden Ländern angebaut. Als Kraftfutter ist die Sojabohne aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts, dem „einfachen“ Anbau im Ausland und den Kosten nur schwer zu ersetzen. Trotzdem steigen die Preise derzeit stark an und auch die Diskussionen in der Gesellschaft erklingen immer lauter. Ein häufig geforderter Ansatz um dieses Problem zu lösen, ist die Reduzierung der Milchmenge durch weniger Kraftfutterfütterung. Aber ist das wirklich notwendig? Oder können wir auch regionale genügend Proteinträger zur Verfügung stellen?

Grundfutterqualität ist das A und O!
Bevor über den Anbau von Proteinpflanzen nachgedacht wird, sollten sich vor allem die Milchviehbetriebe genau anschauen, wie viel Protein sie aus ihrer Grassilage erhalten. Hier ist, wie die Erfahrungen immer wieder zeigen, noch sehr viel Potenzial bei vielen Betrieben!
Um den optimalen Proteingehalt einfahren zu können, muss bereits die Narbenzusammensetzung passend gewählt sein. Hier empfiehlt es sich grundsätzlich den Kleeanteil in den Weidelgrasmischungen zu erhöhen. Klee hat einen hohen Proteinanteil und verträgt sich auch mit einer intensiveren Schnittnutzung. Er wird gerne gefressen und auch vor dem Hintergrund der neuen Dünge-VO kann Klee als Leguminose Pluspunkte sammeln. Neben der Zusammensetzung spielt auch die Bestandesführung hinsichtlich Nachsaat, Düngung und Schnittzeitpunkt eine Rolle. Bei der Ernte muss in erster Linie das Eiweiß erhalten werden, denn es wird sonst zu schnell abgebaut. Wichtige Punkte sind hierbei:
- kurze Feldliegezeiten und Anwelkgrad von: 35 – 40 % TM; Häcksellänge: < 4 cm
- schneller und konsequenter Sauerstoffabschluss nach der Silobefüllung
- schnelle pH-Wert-Absenkung: passender Vergärbarkeitskoeffizient (VK) und Unterstützung durch Siliermittel (Milchsäurebakterienprodukte bei TM > 25; chemische Siliermittel bei TM < 25 %)
- Fehlgärung vermeiden! Buttersäure-freie Silagen erzeugen (wenig Schmutz)
- Nacherwärmung vermeiden!
Neue Kulturen
Als proteinhaltige Pflanzen stehen die Leguminosen an erster Stelle. Neben der Sojabohne, die in Süddeutschland, Österreich und Nordfrankreich bereits erfolgreich angebaut wird, zählen zu den Eiweißträgern Erbsen, Lupinen und die Ackerbohne. Da Soja aufgrund seiner hohen Temperatursumme im Norden nur schwer angebaut werden kann, sollte hier das Augenmerk auf den anderen Kulturen liegen. Herausfordernd bei allen drei Kulturen ist zum einen die Unkrautbekämpfung und zum anderen die Ernte. Hier wird man um eine mechanische Unkrautmaßnahme wie Striegel oder Hacke nur schwer herumkommen. Auch die Ernte kann Spezialtechnik wie ein Schneidwerk mit flexiblem Messerbalken erforderlich machen, da sich grade die Erbsen gerne sehr flach auf den Boden legen. Alles in allem ist ein erfolgreicher Anbau aber sehr gut möglich, man muss sich nur trauen und den ersten Schritt in die richtige Richtung gehen!
Zusammenarbeit
Verfügst du nicht über die nötige Flächenausstattung oder Maschinentechnik, solltest du darüber nachdenken mit anderen Betrieben Kooperationen einzugehen. So könnte ein Ackerbaubetrieb für einen Milchviehbetrieb z.B. Erbsen anbauen und diese anschließend an ihn verkaufen. Für den Ackerbaubetrieb ergeben sich die Vorteile einer direkten Vermarktung, einer weiteren Kultur in der Fruchtfolge und dem häufig sehr guten Vorfruchtwert der Kulturen.
Wie können wir Dir helfen?
Vielleicht können auch wir von den Betriebsmittelhelden euch weiterhelfen und heimisch produziertes Eiweißkraftfutter vermitteln!