Nachgeburtsverhalten – was kann ich tun?
15.01.2022
3 Min. Lesezeit
Es kann immer mal vorkommen, dass die Nachgeburt sich nicht von allein löst. Ist die Nachgeburt nach 12-24 Stunden immer noch nicht gelöst, wird noch Nachgeburtsverhalten gesprochen. Das Problem dabei ist, dass Keime und Bakterien leichtes Spiel haben, in den Uterus einzudringen und so eine Gebärmutterentzündung hervorrufen können. Auch das abgestorbene Nachgeburtsgewebe trägt zu einer Verunreinigung bei, die die Gebärmutter belastet. Manche Betriebe haben kaum Probleme, während es sich bei anderen häuft, aber woran kann dies liegen und wie kann dieses Problem beseitigt werden?

Ursachen für Nachgeburtsverhalten
Dass die Nachgeburt sich nicht löst, kann verschiedene Ursachen haben. Denn das Nachgeburtsverhalten an sich ist keine Krankheit, sondern ein Symptom, welches aus verschiedenen Funktionsstörungen im Stoffwechsel resultiert.
Die Ursachen sind also vielfältig und wenn sich mehrere Faktoren kumulieren, kommt es eher zu einem Nachgeburtsverhalten.
- Fütterung:
Zu wenig Futter oder eine schlechte Futteraufnahme durch qualitativ schlechtes Futter, strukturarmes Grundfutter, Proteinüberschuss etc. Selbst wenn die tragenden Kühe eine Überkonditionierung aufweisen, sollten sie in der Trockenstehphase nicht mehr abnehmen. Die Kühe sollten zum Zeitpunkt des Trockenstellens eine passende Körperkonditionierung aufweisen und diese sollte sich während dieser Phase nicht weiter verändern. Auch ein Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen begünstigt Nachgeburtsverhalten und meist noch schlimmeres, zum Beispiel subklinisches Milchfieber und Festliegen nach der Geburt. Auf eine gute Mineralstoffversorgung ist also zu achten. Auch eine ausreichende Wasserversorgung mit unbelastetem Wasser spielt eine wichtige Rolle und ist nicht zu unterschätzen. - Tierwohl:
Die Kuh sollte besonders während der Trockenstehphase keinem Stress ausgesetzt sein. Außerdem benötigt sie die Möglichkeit, sich ausreichend zu bewegen und sich bequem ablegen zu können. Häufiger Gruppenwechsel und umstellen ist während der Trockenstehphase zu vermeiden. Die Kühe müssen ausreichend Platz haben, um sich bequem aus dem Weg gehen zu können. Auch ein uneingeschränkter Zugang zum Futter ist wichtig. - Keimbelastung:
Ist die Kuh bereits vorbelastet und das Immunsystem durch Infektionen bereits geschwächt, kommt es eher zu Nachgeburtsverhalten. Auslöser können Coli Bakterien, Kokken oder Viren sein. - Komplikationen bei der Geburt:
Hierauf kann meist kein Einfluss genommen werden, wenn es zu Komplikationen bei der Geburt kommt, weil z. B. das Kalb falsch liegt. Zwilingskälber, Spätaborte, Frühgeburten, Schwergeburten oder falsche Geburtshilfe begünstigen ein Nachgeburtsverhalten.
Wie erkenne ich Nachgeburtsverhalten?
Oft ist es offensichtlich, Teile der Nachgeburt hängen noch an der Scham der Kuh. Aber kalbt die Kuh allein ab, bleibt manchmal unklar, ob die Nachgeburt vollständig abgegangen ist. Dann nämlich, wenn die Kuh sie bereits gefressen hat oder sie im Spaltenboden verschwunden ist. Bei Unsicherheit, ob die Nachgeburt vollständig abgelöst ist, kann die Kuh selbst unter möglichst hygienischen Bedingungen vaginal untersucht werden oder es wird ein Tierarzt dazu gezogen.
Kühe, bei denen Nachgeburtsverhalten auftritt zeigen oft auch auffällige Symptome wie:
- Erhöhte Körpertemperatur (über 39,5°C)
- Aufgezogener Rücken und anhaltender Pressdrang in Verbindung mit einem Schmerzgesicht
- Breiter Gang
- Häufiges Schwanzschlagen
- Nach einigen Tagen macht sich ein übelriechender Geruch breit
Management optimieren, Nachgeburtsverhalten reduzieren
Wird das Management verbessert, kommt es auch zu weniger Nachgeburtsverhalten. Wichtig ist vor allem die Trockenstehphase. Beeinflussbare Faktoren, welche eine signifikante Verbesserung nicht nur hinsichtlich der Nachgeburt, sondern auch für das gesamte Tierwohl erzeugen sind folgende:
- Die Kühe müssen mit einem optimalen BCS in die Trockenstehphase entlassen werden, deshalb ist die Beobachtung der Körperkondition während der Laktation unabdingbar und eventuelle Maßnahmen zur Zu- oder Abnahme der Kuh erforderlich.
- Trockenstehende Kühe sollten möglichst keinem Stress ausgesetzt sein und sind von den laktierenden zu trennen, auch um sie gezielter füttern zu können.
- Auf Futterqualität achten sowie ausreichende Zufuhr an Mineralstoffen. Hier sollte nicht zu calciumreiches Mineralfutter gefüttert werden, um die Gefahr des Milchfiebers nicht zu erhöhen. Die Gabe von Boli`s stellt die Versorgung sicher.
- Uneingeschränkter Zugang zu sauberem Wasser, Tränken regelmäßig überprüfen und ggf. reinigen
- Transitkühe vor dem Kalben mit der Ration der laktierenden anfüttern, auch die überkonditionierten Kühe!
- Bei der Geburt sollte die Kuh in einem sauberen Bereich ohne Stress abkalben können.
- Während der Geburt nicht vorschnell Geburtshilfe einleiten und ggf., den Tierarzt zu Hilfe holen
Fazit
Mit einigen Methoden aus der guten fachlichen Praxis, lässt sich der Kuh-Komfort erhöhen und es kommt automatisch zu weniger Erkrankungen. Nicht nur im Hinblick auf das Nachgeburtsverhalten auch andere stoffwechselbedingte Krankheiten und Symptome werden durch ein gutes Management abgemildert.
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