Kälberaufzucht – wie funktioniert die richtige Fütterung?
29.11.2021
3 Min. Lesezeit
Eine gute Aufzucht generiert leistungsstarke und gesunde Kühe mit einem frühen Erstkalbealter, deshalb sollte die Fütterung in den ersten Lebensmonaten nicht vernachlässigt werden. Die Investition in gesunde Kälber zahlt sich mit dem Beginn der Laktation wieder aus. Die Aufzucht der Kälber, bis sie selbst das erste Kalb bekommen, kostet viel Geld. Die nach wissenschaftlichen Standards beste Fütterung, ist leider nicht die günstigste. Trotzdem sollte hier nicht am falschen Ende gespart werden. Eine optimale Fütterung verbessert die Gesundheit und minimiert somit Verluste. Wir haben die wichtigsten Punkte für dich zusammengefasst.

Nach der Geburt
Das weiß wohl jeder Landwirt, trotzdem kommt es in der Praxis aufgrund von Zeit- oder Organisationsgründen zu Vernachlässigung dieses wichtigen Faktors. Gemeint ist die Biestmilchgabe mit einem hohen Immunglobulingehalt. Hier gilt: je früher, umso effektiver. Zwar ist die Durchlässigkeit des Darms für die großen Eiweißmoleküle mit bis zu 24 Stunden angegeben, aber sie nimmt eben im Laufe der Zeit linear ab und verschlechtert somit mit jeder verstrichenen Minute die Aufnahme der wichtigen Immunglobuline.
Auch gilt hier, viel hilft viel! Wurde lange angenommen, dass der Labmagen „überläuft“ und eine Gabe von rund 2 l Biestmilch optimal wäre, sind die Erkenntnisse heute etwas weiter. Zwar liegt das Fassungsvermögen des Labmagens bei ca. 2 l, doch ist dies nicht die Endhaltestelle des Kolostrums. Schlussendlich soll es in den Darm gelangen, hier werden schließlich die Nährstoffe aufgenommen. Nach 2 l ist also noch lange nicht Schluss.
Kurze Rechnung:
Ein Kalb soll mindestens 200 g ImG aufnehmen. Enthält die Biestmilch 50 g ImG pro Liter müssen schon 4 Liter aufgenommen werden, bevor die „Darmschranke“ dicht macht. Dabei muss ebenso beachtet werden, dass nicht alle aufgenommen ImG auch tatsächlich in den Blutkreislauf gelangen.
Vollmilch oder MAT
In der ersten Zeit ist Milch die Hauptnahrungsquelle der Kälber. Sollte hier auf Milchaustauscher gesetzt werden, muss auf die Proteinzusammensetzung geachtet werden. Pflanzliches Eiweiß ist zwar billig, aber alles andere als brauchbar. Diese Eiweiße werden von den Kälbern nur sehr schlecht verdaut, zu allem Überfluss enthalten sie noch Stoffe wie unverdauliche Kohlenhydrate und Eiweiße wie Glycinin und β-Conglycinin aus der Sojabohne, auf die Kälber mit Durchfall reagieren können. Wenn MAT verfüttert wird, dann besser auf Magermilchaustauscher oder Nullaustauscher ohne pflanzliches Protein setzen. Sollte pflanzliches MAT aus Kostengründen zum Einsatz kommen, sollte dieser frühestens nach der 4., besser 6. Lebenswoche eingesetzt werden.
Zufütterung
Kälbern sollte möglichst früh, spätestens ab dem 7. Lebenstag den Zugang zu Heu, Wasser und Kraftfutter gewährleistet werden. Dies ist wichtig für eine frühe und optimale Pansenentwicklung. Auch wenn das Interesse an diesen Komponenten bei der ad libitum-Tränke etwas gedämpfter ist, sollte dies kein Grund sein, diese nicht rechtzeitig zur Verfügung zu stellen.
Da Heu noch nicht gut verdaut werden kann, ist Kraftfutter (Kälberfutter) wichtig. Bei der Verdauung von Kraftfutter kommt es zu einer chemischen Reaktion, die das Wachstum der Pansenzotten unterstützt. Wie beim MAT ist auch beim Kraftfutter für Kälber auf einiges zu achten. Werden Kälber lediglich mit Milch und reinem Kraftfutter versorgt, kann dies zu Durchfall und Azidosen führen. Wichtig ist deshalb, dass die „Kälber TMR“ neben den Kraftfutter Komponenten auch klein gehäckseltes Grundfutter enthält.
Fazit
Ziel der Kälberaufzucht sind gesunde vitale Kälber, die sich schnell entwickeln. Deshalb sollte die Fütterung darauf ausgelegt sein, das Wachstumspotenzial der Kälber so gut wie möglich auszuschöpfen. Dies gelingt nur, wenn die Kälber auch mit den Komponenten versorgt werden, die sie tatsächlich verwerten können. Je früher die Tiere ihr Maximalgewicht erreichen, umso höher ist die Produktivität. Hier werden die Weichen bereits direkt nach der Geburt des Kalbes gestellt. Neben der Entwicklung des Immunsystems durch die ImG sollte auch der Fokus auf eine gute Pansenentwicklung nicht verloren gehen.
MAT oder Kälberkraftfutter:
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