Dünger: gekippt vs. Big Bag
13.05.2021
2 Min. Lesezeit
Ein neuer Trend, von dem ihr sicherlich auch schon etwas mitbekommen habt, ist die Lagerung des Düngers in Big Bag. Viele Hersteller füllen immer mehr in die „Großtüten“ ab, anstatt es auf einem LKW zu füllen und dann am Zielort zu kippen. Das Big Bag soll dabei einen großen Anteil an der Qualität der Düngerausbringung auf dem Feld haben. Aber woran liegt das?

Die Form entscheidet über den Flug
Alle festen Dünger sind in der Regel rieselfähig, dabei aber sehr verschieden in ihren physikalischen Eigenschaften. Je nach Korngröße wird das Streugut unterschiedlich weit nach hinten und zur Seite geschleudert. Für ein gleichmäßiges Streubild ist es zwingend notwendig, dass die Korngrößenverteilung bekannt und konstant ist. Vor allem bei großen Streubreiten sollten grobkörnige Dünger mit einem spezifisch hohen Gewicht verwendet werden und der Staubanteil sollte gering sein. Dazu muss das Korn hart sein, damit es beim Auftreffen auf die Streuscheibe nicht zu Bruch kommt. Hinzu kommen weitere wichtige Eigenschaften wie das Reibeverhalten, die Kornoberfläche und die Hygroskopizität des Düngers. Ihr merkt schon, die Anforderungen im Vorfeld der eigentlichen Ausbringung sind bereits sehr vielschichtig! Alle diese Eigenschaften sorgen für ein gleichmäßiges Streubild und damit auch eine genaue Düngung des Bestandes.
Die Lagerung entscheidet – der Kegeleffekt
Stell dir einmal vor, du liegst am Strand auf einem Handtuch und lässt den Sand vor dir durch die Hände gleiten auf einen Haufen. Es entsteht ein Kegel, der seinen Umfang schneller vergrößert als seine Höhe. du kannst beobachten, dass grobe Bestandteile wie Muschelreste, kleine Blätter und dickere Sandkörner den Kegel heruntergleiten und sich am Fuß des Kegels sortieren. Die feinen Sandkörner bleiben auf der Spitze des Kegels liegen. So kommt es zu einer ziemlich klaren Verteilung der Sandstrukturen. Das Gleiche passiert bei Dünger, der von einem LKW über ein Förderband in einer Halle eingelagert wird. Die feinen Bestandteile bleiben in der Mitte, während die größeren Stücke sich nach außen sortieren. Kommt jetzt der Lader und belädt den Streuer, bekommt dieser erst die groben Düngekörner und im Verlauf des Tages dann die kleineren Bestandteile. Es kommt so, gerade bei Mehrnährstoffdüngern, schnell zu einer Entmischung der vielleicht unterschiedlich großen Bestandteile der verschiedenen Nährstoffe.
Ein weiterer Aspekt ist die mechanische Beanspruchung des Düngers bereits im Vorfeld der Ausbringung. Der Dünger wird produziert, auf einen LKW geladen, abgekippt, wieder auf ein Fördermittel gelagert, fällt auf den Düngerhaufen, wird dann wieder auf einen Anhänger geladen, beim Landwirt wieder gekippt, dann auf den Streuer geladen: bei diesen Prozessschritten kann es nicht nur zu einer Entmischung kommen, sondern auch zu Kornbruch und einer Erhöhung des Staubanteils des Düngers. Das schlägt sich wieder in einer schlechteren Verteilung des Düngers auf dem Feld aus.
Kosten für Dünger im Big Bag wirklich so viel höher?
Das Abkippen des Düngers in einer Halle und die lose Lagerung ist natürlich eine günstige Form der Düngerlagerung. Oder doch nicht? Kommt es bei der Lagerung zu den geschilderten Effekten und einer damit verbundenen fehlerhaften Ausbringung des Düngers im Bestand, kann es schnell zu negativen Effekten im Pflanzenbestand kommen: Lagerstellen, Überdüngung oder Unterdüngung. Ist das der Fall, ist ein Big Bag schnell nicht nur die günstigste Lagerung, sondern auch alternativlos.