Carbon Farming – der Weg in die Zukunft?
22.02.2021 2 Min. Lesezeit

Der Handel mit sogenannten CO2-Zertifikaten gewinnt weltweit an Bedeutung. Experten vermuten, dass hier ein neuer großer Verdienstbereich der Landwirtschaft liegen könnte. Doch was heißt eigentlich CO2 speichern? Wie kannst du das als Landwirt umsetzen?

Carbon Farming – der Weg in die Zukunft?

Humus als zentraler Aspekt

Einen positiven Effekt auf das Klima durch die Speicherung von CO2 im Boden kann es nur geben, wenn dieser langfristig gespeichert werden kann. Dies meint im Wesentlichen den Aufbau von Humus im Boden. Humus ist per Definition die Gesamtheit der abgestorbenen organische Masse in und auf dem Boden, die sich in einem laufenden Abbau-, Umbau- und Aufbauprozess befindet. Der gesamte organische Kohlenstoff in einem Boden, der als tote organische Bodensubstanz gebunden ist in z.B. Ernterückständen, wird als anorganischer Kohlenstoff (Corg) bezeichnet. Diese organische Substanz dient dabei als Nährstoff- und Energiequelle für Bodenlebewesen, welche ihn abbauen und verstoffwechseln und dabei entweder als CO2 wieder freigeben oder in neue Biomasse eingebauen. Boden besitzt durch seine hohen Vorräte an Corg ein großes Potential zur Kohlenstoffbindung, welches fast doppelt so groß ist wie das in der Atmosphäre enthaltene CO2-Vorkommen. Ein Prozent Humus pro ha speichert je nach Bodenart und Beschaffenheit dabei ca. 50 Tonnen CO2.

Carbon Farming – der Weg in die Zukunft?

Wie kannst du aktiv Humus aufbauen?

Als geeignete Maßnahmen zum Humusaufbau in der Landwirtschaft werden verbesserte Fruchtfolgen und Dauerkulturen, das Management von Ernteresten, Landnutzungsänderungen, Agroforstsysteme, die organische Düngung und Kompost, der Einsatz von Biokohle und die reduzierte Bodenbearbeitung beschrieben. Eine Integration von einem intensiven Zwischenfruchtanbau in Fruchtfolgen als Stoppel- und Untersaaten bringt eine Steigerung der Corg-Vorräte in Böden. Der Zwischenfruchtanbau kann 0,32 t Corg/ha je Jahr speichern. Dazu kommen die weiteren positiven Eigenschaften der Zwischenfrüchte.

Der Handel mit Zertifikaten nimmt zu

Sogenannte CO2 -Zertifikate sollen ein Anreiz für Landwirte sein, den Humusaufbau in ihren Böden voranzutreiben und sich mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Böden auseinanderzusetzen. Diese Zertifikate werden von privatwirtschaftlichen Initiativen und Firmen im Rahmen des freiwilligen CO2- Marktes vergeben. Der CO2-Zertifikatehandel steht in Deutschland und der EU noch am Anfang. Als Landwirt profitierst du zum einen von den Einnahmen des Zertifikatverkaufs, zum anderen von den positiven Eigenschaften eines gesteigerten Humusaufbaus. Da der Aufbau von Humus ein langjähriger Prozess ist, könnte kurzfristig nur über das Streuen von Kompost eine Erhöhung erreicht werden. Aber auch die Kompostausbringung ist per Gesetz nur alle drei Jahre möglich. Landwirte, die bereits viele Jahre ihren Humusgehalt erhöht haben, können dabei nicht durch die Zertifizierung profitieren, da sie ihren Humusgehalt aufgrund der natürlichen Gegebenheiten nicht mehr weiter heben können. durch den Handel mit Zertifikaten kann es gelingen, innerhalb einer Wertschöpfungskette die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, indem z. B. der Käufer eines landwirtschaftlichen Produktes mit dem Kauf eines CO2-Zertifikats bei dem produzierenden Landwirt die nachhaltige Produktion unterstützt und sicherstellt.

Fazit

Die Landwirtschaft birgt immenses Potenzial, einen Beitrag zum Klimaschutz zu liefern. Der Zwischenfruchtanbau ist hierbei einer der zentralen Punkte, die die Landwirte selbst beeinflussen können und effektiv für eine Verbesserung ihrer Böden einsetzten können, um aktiv CO2 in Humus zu binden. Viele Landwirte könnten durch den Verkauf ihrer Flächen zusätzliche Einnahmen generieren, aber müssten dann auch ihr Ackerbausystem anpassen. Aber wäre das so schlecht?